top of page

"Tausche Anzug gegen Wanderhose"

ist eine inspirierende Erzählung über Mut, Veränderung und spirituelles Erwachen. Folge den Schritten des Autors auf dem Jakobsweg, wo jede Etappe nicht nur eine physische, sondern auch eine tiefgreifende innere Reise darstellt. Dieses Buch ist eine Einladung, das Leben aus einer neuen Perspektive zu betrachten und sich auf die aufrichtige Suche zu begeben nach dem, was wirklich zählt.

Buch Cover "Tausche Anzug gegen Wanderhose"
Buch Rückseite "Tausche Anzug gegen Wanderhose"

"Begib dich auf eine Reise der Transformation

schnapp dir dein Exemplar und starte noch heute dein eigenes Abenteuer!"

Buch Cover "Tausche Anzug gegen Wanderhose"
Buch Rückseite "Tausche Anzug gegen Wanderhose"

JA, ich hol mir mein Exemplar bei...

oder im Buchhandel
ISBN 9 783711 607997 

Über den Autor

Christian Dressler - Santiago de Compostela

Get to know Christian

Christian Dressler, geboren in Oberösterreich, verbindet künstlerische Kreativität mit strategischer Führungskompetenz. Nach einer erfolgreichen Karriere im Management widmet er sich heute der Unternehmensberatung und dem Coaching. Als systemischer Coach, zertifizierter Big Five for Life-Coach und Aufstellungsleiter unterstützt er Menschen dabei, ihr volles Potenzial zu entfalten.

Seine Leidenschaft für Acrylmalerei und Fotografie ergänzt seine ganzheitliche Sichtweise auf persönliche Entwicklung und Transformation. In seinem ersten Buch verwebt er Erlebnisse seiner Pilgerreise auf dem Jakobsweg mit Einsichten aus seiner Zeit als Manager. Die Geschichte erzählt von einem mutigen Ausstieg aus dem Hamsterrad hin zu einem bewussten, erfüllten Leben.

Christian inspiriert in Vorträgen, Seminaren und als Autor dazu, das eigene Leben aktiv zu gestalten und darauf zu vertrauen, dass es mehr Lösungen als Probleme gibt. Seine Arbeit lädt dazu ein, das eigene Potenzial zu entdecken und mutig den persönlichen Lebensweg zu gehen.

Seine persönlichen Big Five for Life

WIRKE

Die Schönheit dieser Welt erleben und festhalten

Menschen inspirieren ihr volles Potenzial zu entfalten

Routinen für persönliches Wachstum und Bewusstsein pflegen

Kunst schaffen und Kreativität zum Ausdruck bringen

Menschen und Organisationen eine klare Vision und Richtung geben

Du bist nur noch einen Klick von deinem Buch entfernt... 

oder im Buchhandel
ISBN 9 783711 607997 

Du möchtest am laufenden bleiben?

Anmeldung zum Newsletter

Hier kannst du den Reiseblog mit vielen Bildern vom Camino del Norte  nachlesen

vom Manager zum Pilger
Camino del Norte

Leseprobe

Path to the sea.png

Tausche Anzug gegen Wanderhose - Leseprobe

Der nächtliche Mairegen hat den Asphalt in sattem Anthrazit hinterlassen, was ihm einen sanften Glanz verleiht. Lichter der Schaufenster, der Straßenlaternen, der ersten Fahrzeuge reflektieren in der nassen Oberfläche, fast so, als würde das Oben mit dem Unten verschmelzen. Noch wirkt alles unberührt, und doch riecht man es schon. Es riecht nach Aufbruch.

Nicht mehr lange, vielleicht noch zehn Minuten, dann wird dieser Morgenmagie ein jähes Ende bereitet – wenn sich hunderte Menschen wieder auf der Straße tummeln und geschäftig von einem Termin zum nächsten hetzen, ihren Verpflichtungen nachkommen, nur nicht(s) auslassen. All das ist nicht mehr meine Welt, gehört jetzt den anderen, ich bin draußen. Verharre als Beobachter eines altgewohnten Bildes vor meiner Haustüre.

Wie viele Male habe ich bereits gedankenverloren auf diese Straße hinuntergeblickt und darauf gewartet, dass das hellerleuchtete Schild am Autodach des Taxis vor mir auftaucht. Anders als sonst, trage ich heute keinen schwarzen Anzug, der Männern wie mir – so heißt es jedenfalls – einen seriösen Anblick verleiht. Den schwarzen Trolley mit HON-Circle-Anhänger habe ich gegen meinen nagelneuen Wanderrucksack getauscht. Eine weiße Muschel, einst ein Mitbringsel von der Insel Rab, baumelt nun jenen entgegen, deren Sinne dafür offenstehen, und machen mich zu dem, der ich sein möchte: ein Jakobsweg-Pilger.

Üblicherweise begleiten mich Gedanken an Verträge, Verhandlungsstrategien und anstehende Projekte auf meinen Reisen. Noch nie hat sich mein Kopf so leer angefühlt. Einzig die Vorstellung darüber, wie leichtfertig ich meine Rolle im Top-Management hinter mir gelassen habe, jagt mir einen kalten Schauder über den Rücken. All die Energie, die ich in meine Kariere investiert habe. Schneller, höher, weiter – es gab nur eine Richtung: nach oben. Doch dort angekommen, stand immer sofort das nächste Ziel vor der Tür.

Das Klicken des Kofferraumdeckels reißt mich aus meinen Gedanken. Die weichen Träger des Rucksacks gleiten durch meine Finger, bis ich entschlossen den Griff festige und meinen treuesten Reisebegleiter in spe in den Wagen befördere. Die Autotür steht einladend offen, ein kleiner Schritt und ein letzter flüchtiger Blick zurück zu den Fenstern der Wohnung. Schwach zeichnet sich die Silhouette meiner Frau hinter dem Glas ab. Während ich mich in die kalten Ledersitze der S-Klasse schäle, schießen mir plötzlich hunderte Gedanken durch den Kopf, das Pochen in der Halsschlagader treibt mir kalten Schweiß auf die Stirn. Freischwimmen. So fühlt es sich also an, wenn man sich dem Fluss des Lebens hingibt.

Der Jakobsweg ist schließlich kein Spaziergang und auch mehr als eine wochenendliche Wanderung. Er ist ein Pfad der Selbstfindung, eine Suche nach innerem Gleichgewicht. Dass das aus der Balance geraten ist, wundert niemanden – mittlerweile nicht mal mich selber. Viel zu lange habe ich ein Leben geführt, das sich nur noch nach den Bedürfnissen der Firma orientiert hat. Minutiös geplante Tagesabläufe bestimmten meinen Alltag, ja sogar die Mittagspause haben wir zugunsten zusätzlicher Meetings gestrichen. Die Wochenenden verbrachte ich im Flieger oder halb tot auf der Couch, um den Jetlag zu verarbeiten. Eine endlose Kette von Dienstreisen und intensiven Arbeitstagen, oft fern von Familie und Freunden. Ein Pfad des Erfolgs … doch um welchen Preis? Habe ich ausgerechnet diejenigen in der Hektik des Alltags vergessen, die mir am Herzen liegen?

Und auch jetzt gönnt mir mein Gewissen keine Ruhe: Wie egoistisch, wenn du jetzt gehst! So entfernst du dich nur noch weiter von deinen Liebsten! Doch da klingt auch diese andere Stimme, leise und beständig: Ist es nicht ebenso wichtig, für dich selbst zu sorgen? Denn wie kannst du für andere da sein, wenn du selbst verloren bist?

Zugfahrt ins Ungewisse – Gedanken zwischen den Gleisen

Regentropfen tänzeln über die Scheibe und malen flüchtige Muster, als wolle die Natur meine Gedanken zur Betriebsamkeit des Lebens sichtbar machen. Wieder und wieder bilden sich Allianzen, Abzweigungen und Tropfen auf der Überholspur, die irgendwo im Nichts verlaufen. Hier sitze ich nun, in der Zweiten Klasse, ohne Reservierung, umgeben von Menschen, deren Leben sich unbemerkt mit meinem kreuzt.

Mein Rucksack vollgepackt mit allem, was ich nach ausführlicher Recherche für die nächsten Wochen glaube zu brauchen, ruht wohlbehütet zwischen den Beinen. Noch kann ich mir schwer vorstellen, dass ich mit nur zwei Garnituren Wanderkleidung, Regenschutz, Fleecejacke und dem kleinen Kulturbeutel mit Notapotheke das Auslangen finde. Trotz rigoroser Gewichtsbeschränkung dürfen iPad und das Notizbuch nicht fehlen. Beim Blick auf meine Habseligkeiten muss ich spontan an die Wanderarbeiter in China denken. Auf meinen Dienstreisen konnte ich oft beobachten, wie sie mit dem geschulterten Seesack am Straßenrand standen, auf der Suche nach Arbeit. Oft habe ich mich gefragt, was in ihren Köpfen vorgeht, was sie beschäftigt, sie antreibt, sie ängstigt. Sich in ihren Seesäcken verbirgt.

Vor mir die stillen Zeugen meiner Bindung an die alte Welt: Brille, Handy, iPad, Wasserflasche, Reste meiner Käsleberkäs-Semmel und ein Gewirr aus Ladekabeln. Lange halte ich es nicht aus, das Handy links liegen zu lassen. Ein vertrauter Klick auf die E-Mail-App – lauter ungelesene Newsletter, digitaler Lärm, der mich nicht mehr erreicht. Unsubscribe? Noch bin ich nicht bereit, diese letzte Verbindung zu kappen. Was, wenn ich etwas Wichtiges verpasse? Empfehlungen, Angebote, die kleinen Verlockungen des Alltags. Und siehe da, ein Lichtblick: die neuen Inhalte meiner Ausbildung zum zertifizierten Big Five for Life-Coach. Mit dem aktuellsten Auftrag, der da lautet: „Finde ein Akronym, das deine fünf Herzenswünsche einfängt!“

Na toll – wie soll ich das jetzt noch hinbringen? Normalerweise gehe ich schon nach der zweiten Runde Scrabble k. o.

Weltreisen, Kunst, Inspiration, Achtsamkeit, Richtung – wie formt man daraus ein Wort?
WIA-KR, WIRKA, .... Das Spiel mit den Buchstaben gleicht dem Kampf mit mir selbst. Woher ein Wort finden, das alles einfängt? Vielleicht brauche ich einen neuen Ansatz, eine andere Perspektive. Als ob es beim Nachdenken helfen würde, krame ich in meinem Rucksack herum und stoße auf eine zerknüllte Packung Fisherman's Friend. „Mach dein Ding“, steht da in großen Lettern. Wie ein Echo hallen diese Worte in meinem Kopf nach und lösen eine Flut an Fragen aus. Wie oft habe ich mich im Laufe meines Lebens gefragt, was „mein Ding“ eigentlich ist, umgeben von so vielen vorgegebenen Rahmenbedingungen, Regeln und Wertvorstellungen. Wie passt „mein Ding“ überhaupt in die Vorstellungen der anderen? Wie viele von meinen eigenen Wünschen musste ich zurückstellen, um den Konventionen zu entsprechen, um nicht aus dem Rahmen zu fallen, um den allgemeingültigen Vorstellungen von Erfolg zu genügen? Wo bleiben dabei Individualität und Selbstbestimmtheit? – Was für ein Teufelskreis! Wir ordnen uns unbewusst einer Gruppe zu, um dazuzugehören. Anzüge wie Uniformen, immer die gleichen Polo-Shirts, die je nach Geldbeutel andere Logos tragen. Und dann? Wo bleibt dabei „mein Ding“? Wird es am Ende nur zu einem „Ding“ unter vielen? Sicher ist: am Ende bleibt dir keines dieser Dinge. Offensichtlich geht es um mehr als nur die Anhäufung materieller Besitztümer, das Erreichen eines gewissen Status, um einer Gesellschaftsschicht anzugehören. Sich deren Sprache anzueignen, ihre Kleidung zu tragen, stolz die Zeit von einer Schweizer Manufakturuhr abzulesen – will ich das wirklich? Diese Frage bleibt als ständiges Murmeln im Hinterkopf, während ich weiterhin ziellos im Rucksack herumwühle, auf der Suche nach einer Antwort, die ich vielleicht längst schon kenne.

Das Konzept Big Five for Life[1] habe ich vor zehn Jahren kennengelernt. Ich fand den Vergleich des eigenen Lebens mit einer Safari in Afrika sehr spannend. Die meisten Abenteurer:innen werten den Erfolg ihrer Reise danach, ob sie die Big Five – Nashorn, Löwe, Büffel, Leopard und Elefant – auf ihren Pirschfahrten erspähen konnten. Auf das Leben übertragen können wir uns fragen: Welche fünf Dinge möchte ich unbedingt erlebt haben, um auf ein glückliches Leben zurückblicken zu können? Was macht mein Leben gemäß meiner eigenen, höchst persönlichen Definition lebenswert?

Vergangenen Sonntag war es so weit, die intensive Entdeckungsreise hatte ein Ende. Meine persönlichen Big Five for Life standen fest. Gerade noch rechtzeitig, um den finalen Entwurf mit auf den Weg zu nehmen. Ich versuche mich zu erinnern. Christian, was ist los mit dir? Du wirst doch wohl noch deine Herzenswünsche aus dem FF aufsagen können!

Seufzend schlage ich das Notizbuch auf. Da stehen sie, meine Herzenswünsche: verfasst in meiner bemühtesten Schönschrift, einer Mischung aus Normschrift (ein Überbleibsel meiner Ingenieursausbildung), Schreibschrift und – wie meine Lehrer immer behaupteten – Hieroglyphen. Einzigartig wie das Geschriebene selbst:

1) Die Schönheit dieser Welt erleben, festhalten und fremde Kulturen verstehen, vermitteln und transferieren – das Beste aus allen Welten vereinen;

2) Menschen inspirieren mit dem, was ich tue, schaffe und vermittle und ihnen damit helfen, ihr volles Potenzial zu entdecken und entfalten;

3) Kreativität zum Ausdruck bringen sowie Kunst schaffen und damit begeistern und berühren;

4) in Achtsamkeit leben und der Welt mit Respekt begegnen;

5) Menschen und Organisationen eine Richtung geben.

Ein wohlig warmes Gefühl beginnt sich breitzumachen, erfasst meinen gesamten Bauchraum und lässt meinen Atem ruhiger werden. Noch ein Blick auf die Zeilen vor mir und mit einem tiefen Atemzug verlieren sich meine Gedanken in der Weite der Landschaft, die an mir vorüberzieht.

Die Farben des Frühlings verschwimmen vor meinen Augen, während ich mich der Worte von John besinne: „Du suchst dir deine Herzenswünsche nicht aus, vertraue darauf, dass es immer Menschen gibt, die dir bei der Erfüllung deiner Big Five for Life behilflich sein möchten. Du wirst auf die Menschen treffen, deren Big Five sich mit deinen überschneiden, die bereits ähnliches erreicht haben oder die Freude empfinden, wenn sie dir weiterhelfen können.“

„Du suchst dir deine Herzenswünsche nicht aus.“

Um diese „Helferleins“ zu finden – John nennt sie im englischen Originalton die Whos –, hat er selbst seine Big Five for Life auf die Rückseite seiner Visitenkarte geschrieben. Beim Anblick meiner eigenen Big Five wird mir klar, dass ich ein ziemlich großes Visitenkartenformat bräuchte, wenn ich auf eine Lupe verzichten will. 

Aus dem Wagonfenster spiegeln mir die funkelnden Augen eines Kerls entgegen, dessen Grinsen immer breiter wird. Alsdann: Auf zu neuen Ufern!

Der Check-in – Abschied vom Gewohnten

Als Pilger beim HON Circle-Sonderschalter einzuchecken ist schon komisch, aber ich habe wenig Lust, mich in die lange Schlange vor dem Austrian Airlines-Schalter zu stellen. Dafür würde ich den Porsche zum Flieger ablehnen und etwas zu den zehntausend Schritten für diesen Tag beitragen.

In der Lounge passt lediglich die Farbe meiner Wanderhose zu dem Outfit der anderen Besucher:innen, deren Blicke ich meine zu spüren. Vielleicht aber auch alles nur Einbildung, denn zum ersten Mal fühle ich mich fremd in dieser Blase. Mein winziger, halbtransparenter Rucksack hebt sich deutlich von den noblen Ledertaschen ab.

Neunzig Minuten bis zum Boarding, das sollte für die Zwischenprüfung reichen. Eine Sache weniger, die ich gedanklich auf den Jakobsweg mitnehmen möchte. Was für eine grandiose Entscheidung, dass ich mein iPad mitgenommen habe. Die Verbindung zum WLAN wird automatisch hergestellt. Auch das: ein Relikt meiner ständigen Dienstreisen, das mir jetzt zunutze wird. Ich logge mich in die Prüfungsplattform ein. Ganz schön gefinkelt, dieser Multiple-Choice-Test! Hier heißt es, genau auf die Formulierungen zu achten, um nicht in die Falle zu tappen. Achtzig Prozent brauche ich richtig, dann habe ich bestanden. Gefasst starre ich auf die im Uhrzeigersinn drehende Sanduhr und warte auf das Ergebnis: Fünfundachtzig Prozent beim ersten Anlauf! Ich fühle, wie meine Brust tatsächlich ein wenig anzuschwellen scheint. Die abendlichen Lernsessions haben sich also doch ausgezahlt. Erleichtert stoße ich die Luft aus, lasse meinen Blick vorsichtig durch den Raum gleiten – schade, niemand da zum Teilen – und klappe das iPad zu, mit dem Zertifikat in der Tasche, die sich gleich um einige Kilos leichter anfühlt. Auf zum Gate.

Beim Scannen der Bordkarte leuchtet es plötzlich rot, Druckgeräusche ertönen vom Terminal. Einladend präsentiert sich eine neue Bordkarte mit Sitzplatz 1A in der Business-Class. Was für ein Start in meine Pilgerreise! Die materielle Reduktion eines Pilgers muss ich vorerst wohl noch etwas verschieben. Ich greife nach meinen Kopfhörern und starte die Playlist, um etwas Privatsphäre zu haben. Die Vibrationen beim Start, die vertraute Musik und das Wissen um die stundenlange Reise vor mir lassen mich schnell in einen leichten Schlaf finden.

bottom of page